Thema: Noch einmal zum Thema "Deutsch"

Ostarrichi > Allerlei > Was sonst noch zu sagen ist ...

Noch einmal zum Thema "Deutsch"
08.12.2007 von Josef

Noch einmal zum Thema "Deutsch"
08.12.2007 von Josef

Liebe Leser!

In meinem Beitrag mit dem Titel „Ein Wort zum Thema Deutsch“ habe ich Kritik geübt an der meinem Eindruck nach da und dort etwas eingeschränkten Definition dessen, was Deutsch in Deutschland sei. Ich bin für das, was ich geäußert habe, heftig und zum Teil leider auch in etwas unqualifizierter Weise angegriffen worden.

Ich habe wirklich alle Fragen, die direkt oder indirekt im Verlauf dieser Diskussion aufgeworfen wurden, bereits in meinen Beiträgen beantwortet. Doch anscheinend sind die entsprechenden Aussagen nicht gelesen oder nicht richtig verstanden worden. Daher will ich das hier zusammenfassend wiederholen.

Festgemacht hatte ich meine Kritik am Wortpaar Blaukraut / Rotkohl. Es ist – ich bleibe dabei! – schlicht falsch zu definieren: Österreichisch Blaukraut – Deutsch Rotkohl! Es ist erstens deshalb falsch, weil auf diese Weise suggeriert wird, „Rotkohl“ sei die einzige (vor allem die einzig richtige) Bezeichnung für diese Art von Gemüse in Deutschland. Es ist zweitens deshalb falsch, weil auf diese Weise ebenso suggeriert wird, das Wort „Blaukraut“ sei sozusagen österreichisches Eigentum, was definitiv nicht stimmt.

Richtig ist, dass es in Deutschland mehrere Bezeichnungen für das Gemeinte gibt. „Rotkohl“ ist eine davon, und – auf ganz Deutschland bezogen – wahrscheinlich die häufigste. Richtig ist ferner, das „Rotkohl“ z.B. in Altbayern ein sprachgeographisches Heteronym ist, d.h. es ist weder in der Hochsprache noch im Dialekt geläufig. Richtig ist außerdem, dass „Blaukraut“ in GANZ Bayern und sogar darüber hinaus verstanden und z.T. verwendet wird. Ich wage die Vermutung, dass es innerhalb der politischen Grenzen Deutschlands möglicherweise mehr Menschen gibt, die „Blaukraut“ sagen und verstehen, als in Österreich!

Konstruktiv: Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder gehört das Wort Blaukraut gar nicht ins Wörterbuch, weil man zu dem Schluß kommen kann, dass es gar kein spezifisch österreichisches Wort ist. Oder aber der Eintrag muß lauten:

Österreichisch: Blaukraut - Deutsch: Rotkohl, Blaukraut, Rotkraut (je nach Region)

Wenn man nun – wie es geschehen ist – versucht, mich dadurch zu widerlegen, dass man alle möglichen offiziellen und wissenschaftlichen Stellen in Bayern (allerdings keine sprachwissenschaftlichen) zitiert, dann ist das etwa so, wie wenn man in einer Diktatur den Diktator als Zeugen dafür benennt, dass in seinem Land Demokratie herrsche. Ich kann darauf nur mit folgendem Argument antworten:

Maßgeblich dafür, ob ein Wort zum Wortschatz einer Region gehört oder nicht, ist die in dieser Region verwendete Volkssprache – und zwar sowohl die Hochsprache, als auch die Umgangssprache und der Dialekt! (Liebe Österreicher, seid ihr nicht gerade darauf mit Recht so stolz?). Gerade bei uns in Bayern sind aber viele Stellen in der Wissenschaft, beim Rundfunk, bei der Presse, in Ämtern usw. mit Menschen aus nördlicheren Landesteilen besetzt. Und da Deutsch auch innerhalb der Grenzen Deutschlands eine plurizentrische Sprache ist, hört und liest man in Bayern sehr häufig ein Deutsch, das nicht der Volkssprache entspricht. Das ist ja weiter nicht schlimm, nur liegt hier allerdings die Gefahr für die Bairische Hochsprache: Leider wird häufig dieses nördlich geprägte Hochdeutsch für das bessere Deutsch gehalten. Und hier begründet sich auch meine Bitte an „Ostarrichi“, nicht kontraproduktiv zu sein.

Noch einige Anmerkungen zu einem anderen Wort, zu dem ich mich geäußert habe. Es geht um das Wort „großmächtig“. Es wurde mir vorgeworfen (sinngemäß), ich könne wohl nicht über den Rand meines Dorfes hinausblicken. Eigentlich ist dieser Vorwurf so lächerlich, dass ich wohl besser daran täte, nicht darauf zu antworten. Ich tu es aber – vor allem, weil möglicherweise der Vorwurf auf den zurückfallen könnte, der ihn erhoben hat!

„Großmächtig“ ist ein Wort, das in GANZ Deutschland zum Wortschatz gehört! Einige meiner norddeutschen Freunde meinten sogar, es sei eher norddeutsch – das stimmt aber nicht. Hier in Bayern ist es allen geläufig, und zwar im Dialekt in der Form „großmàchtig“ mit hellem a, und in der Hochsprache so, wie oben geschrieben. Im Duden (neueste Ausgabe) steht „veraltet“, und das hat seinen Grund: Das Wort ist mehr und mehr zu einem Wort der gehobenen Sprache geworden, kein Wunder also, wenn viele Menschen es nicht mehr kennen. Nebenbei: Der Duden ist längst nicht mehr präskriptiv, sondern er ist deskriptiv geworden – d.h. er schreibt nicht mehr vor, sondern er beschreibt nur noch. Vielleicht ist das gar nicht so schlecht, nur darf man sich dann eben nicht immer hundertprozentig auf ihn berufen.

Schlussbemerkung: Wegen meines Herumreiten auf „Blaukraut“ könnte man mich auf gut Bairisch einen Dipferlscheißer nennen. Doch hoffe, man versteht, dass meine Kritik grundsätzlicher Art ist, und dass ich sie eben nur an diesem einen Beispiel aufgehängt habe. Ich würde mir wünschen, bei jedem Eintrag sehr genau zu prüfen, ob es sich wirklich um ein typisch österreichisches Wort handelt, oder ob es nicht doch ein gemeindeutsches Wort ist (evtl. mit lokal etwas eingeschränkter Verbreitung).

Grüße an alle!
Josef

Schade!
08.12.2007 von Brezi

Schade, dass mein Vorstoß in Richtung gegenseitiger Verständigung vorerst nicht angekommen ist, vielleicht weil er gleichzeitig mit dem zuletzt hier eingegangen Beitrag verfasst und daher von dessen Autor noch gar nicht gelesen werden konnte.

Ich kann nun meinerseits nicht ganz vom Sarkasmus lassen und muss loswerden, was mir schon länger ganz leicht auf dem Herzen lastet: viel schlimmer als die (infrastrukturell gar nicht ganz vermeidbare) Tendenz in Bayern, dass regionsfremde Wörter in die dortige Medien- und Geschäftssprache vordringen, halte ich einen ganz anderen Import: ich orte bei unseren westlichen Nachbarn eine steigende Tendenz, sich zum guten bayerischen Bier den norddeutschen Ernst zu kredenzen. Daraus wird Bierernst, und den kennen wir Ösis Gott sei Dank vorerst nur vom Hörensagen.

Nix fia unguat!

Brezi

Und wie immer dem auch sei, die Übersetzung "Rotkohl" hatte sicher nicht den Zweck, euch Bayern die Identität zu nehmen und eine Homogenisierung der komplexen deutschen Sprachlandschaft anzustreben. Gerade wir Österrecher wissen sehr schmerzlich, was es heißt, dauernd mit anderen in einen Topf geschmissen zu werden. Aber ich kann natürlich trotzdem nachvollziehen, was Ober- und Niederbayern sowie Oberpfälzer derzeit an Schmerzlichem durchmachen. Uns Wienern geht es ja nicht viel besser. Aber ob daran die von dir vorgeschlagene, sogar einem Bewohner des veramtsschimmelten Österreichs bürokratisch anmutende Übersetzung etwa zum Guten ändern kann ... i waaß net aso recht ... bin aber auch dann für eine Fortsetzung des Dialogs, wenn dieser gerade sehr überhitzt ist. Man muss schließlich gerade dann besonders dringend den Kühlwasserdeckel aufmachen, wenn das Wasser drinnen kocht.

08.12.2007 von Josef

Lieber Brezi!

Angekommen - Deine Ermahnung, Deine Kritik! Angekommen und angenommen!

Aber was hätt ich denn machen sollen, wenn ich aufgefordert werde, endlich etwas zu konkretisieren, was ich schon längst konkretisiert hatte? Mit Gelassenheit und Humor war da kaum noch was zu erreichen.

So weit eine kleinlaute Entschuldigung meinerseits. Aber wer weiß - hast amend ned nur mich gemeint? Aber nàà, ko ned sei - die andern sind ja Österreicher.

Servus!
Josef

Lieber Josef!
08.12.2007 von Brezi

Ma, des gfreit mi oba jetzt wirklich, dass mei Kritik net foisch aukumman is! In dir schlägt offenbar doch mehr das Herz vom Korbinian Hofer als vom Kommissar Derrick (falls dich Krimiserien überhaupt interessieren). Aber bittschen: kleinlaut muss bei mir niemand werden, der anderer Meinung ist, auch nicht in scherzhaft-submissiver Absicht. Damit ich mir das als Satisfaktion wünsche, muss mir jemand schon ordentlich rotzfrech kommen, was in dem vorangegangenen Mini-Disput ganz sicher nicht der Fall war!

An schenan Sunntog no (tuan S' den Hund 'naus, tuan S' den Hund 'naus ) ! I muas jetzt leida wos aundas mochn und den Kompjuta odrahn! Bis auf a aundas moi demnoch!

Brezi

An Antwort af Obaboarisch
08.12.2007 von Josef

Servus Brezi!

I moan, Du weast as fakraftn, wanni mei Antwort af Obaboarisch schreib, oda? Du hosd gschriem:

In dir schlägt offenbar doch mehr das Herz vom Korbinian Hofer als vom Kommissar Derrick (falls dich Krimiserien überhaupt interessieren).

A Krimi intressiert mi oiwei, wanna guad is! Aba den Korbinian Hofer, den kenni leida neda*) - obwoi, i muaß song, dàs mia alloa dea Nama scho guad gfoid!. Dees is aso: I leb aufm Land, as Feanseng kriangma mia grod iwan Satellit – ja, und do is da ORF faschlisslt. Mia kriagadn den grod mida’r a Kartn, de wo ma grod in Österreich kàffa ko – und dees àà grod dann, wamma’r a österriechischer Staatsbirga wààr. Und dees bini hoid neda*). Ja scho! So is dees bei ins in Europa!

“Kloalaud” – nàà, so devot war dees àà wida ned gmoand. I häd grod song meng, dàsmi dei ”Ermahnung” richti ins Heaz troffa hod und dàsi mi bessan wea!

Pfiatdi!
Josef

*) neda: Das ist eine Rosenheimer Spezialität! Meistens, wenn man in Bayern „ned“ sagt, heißt’s in der Rosenheimer Gegend „neda“ – das geht allerdings nicht mitten im Satz, denn das würde die Satzmelodie stören: „I woaß ned, wia dea hoaßt!“

Hofer
09.12.2007 von Brezi

Oisa, easchtns steats mi auf ana Boarisch-Dialektseitn nie, waun wer wos Mundoatliches schreibt, wobei nochfoiziehboa is, dass befuazugtamoßn jeda in seina eigenen Schreibm schreibt. A bissl bled dabei is, dass se hoit maunche Gäst net gaunz beim Lesn auskennan wern, weswegn i mi täuweise extra damit zruckhoit. Sofü zu den.

Und da Korbinian Hofa is ana fo die Rosenheim(!)-Cops. Grod die wüst du net kennan? Sötsaum.Da Schauschpüla haaßt Joseph Hannesschläger und zeichnet si durch die Bsundaheit aus, dossa ois gebüatiga Münchna perfekt Owabayerisch kau. Und a recht a simpattischa Kerl is a (zumindest im Fernsehn) aa.

Zum Wuat neda: des howi scho im Bayerischn Oberland aa gheat (Schliersee). Und lustigerweis sogt ma im Lavanttoi (Unterkärntn) aar aso nur a bissl härter: netta. In Owaöstarreich haaßt hingegn "netta" gaunz wos aundas, nämlich "nur".

So, daun warat ma jo wieda gaunz auf da sprochlichn Schiene. Danke fia deine Ausführungen!

Brezi

Rosenheim-Cops
09.12.2007 von Josef

Du wirst es nicht glauben, aber die "Rosenheim-Cops" hab ich noch nie angeschaut. Ich weiß eigentlich nicht, warum - wahrscheinlich hab ich jedes Mal was Anderes zu tun gehabt.
Ja so eine Blamage!

Josef

Einloggen





Impressum | Nutzung | Datenschutz

Das Österreichische Volkswörterbuch ist eine Sammlung von österreichischen Wörtern. Als Volkswörterbuch stellt es nicht nur die Sprache der Bevölkerung dar, sondern bietet jedem die Möglichkeit selbst mit zu machen. Momentan sind über 1400 Wörter im Wörterbuch zu finden und über 10.000 Wörter wurden schon eingetragen.

Österreichisches Deutsch bezeichnet die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und ihres Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich gebräuchlichen bairischen und alemannischen Dialekte.

Im österreichischen Volkswörterbuch gehen wir darüber hinaus und bieten eine einzigartige Sammlung von Dialekten, Austriazismen und generell wichtigen Wörtern in Österreich. Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig. Die Seite unterstützt auch Studenten in Österreich, insbesondere für den Aufnahmetest Psychologie und den MedAT für das Medizinstudium.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Habsburgermonarchie entlehnt. Eine große Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Zusätzlich umfasst ein wichtiger Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich.

Daneben gibt es in Österreich neben der hochsprachlichen Standardvarietät noch zahlreiche zahlreiche regionale Dialektformen, hier besonders bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache oft genutzt, finden aber keinen unmittelbaren Niederschlag in der Schriftsprache.

Hinweis: Das vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung mitinitiierte und für Schulen und Ämter des Landes verbindliche Österreichische Wörterbuch, derzeit in der 44. Auflage verfügbar, dokumentiert das Vokabular der deutschen Sprache in Österreich seit 1951 und wird vom Österreichischen Bundesverlag (ÖBV) herausgegeben. Unsere Seiten und alle damit verbundenen Webseiten sind mit dem Verlag und dem Buch "Österreichisches Wörterbuch" in keiner Weise verbunden.

Unsere Seite hat auch keine Verbindung zu den Duden-Nachschlagewerken und wird von uns explizit nicht als Standardwerk betrachtet, sondern als ein Gemeinschaftsprojekt aller an der österreichichen Sprache interessierten Personen.