0 stars - 2 reviews0


Präkarium

das, -s, Präkarien

Bittleihe, Prekarium, unentgeltliche Gebrauchsüberlassung


Wortart: Substantiv
Gebrauch: Österr. Standarddeutsch
Erstellt von: Koschutnig
Erstellt am: 19.09.2018
Region: Klagenfurt(Stadt) (Kärnten)
Bekanntheit: 0%  
Bewertungen: 0 2

Dieser Eintrag ist noch nicht Teil des Wörterbuches.

Kommentare (4)


Dazu erklärt ein deutsches Fachlexikon:
In Österreich bezeichnet man als Präkarium die kostenlose Zurverfügungstellung von Wohnraum. Es handelt sich um einen "Bittleihvertrag", der jederzeit widerrufen werden kann.
source: Lexikon Immobilien-Fachwissen.de
Daher Ute Bock:
Aufgrund unserer schlechten finanziellen Situation steht uns ein Teil der Wohnungen lediglich als Präkarium zur Verfügung – was einen äußerst problematischen Zustand darstellt. Aus diesem Grund mussten Ende 2005 2 Häuser kurzfristig geräumt werden
source: Verein Ute Bock, Tätigkeitsbericht 2005
Das Bundesfinanzgericht:
Das Präkarium beginnt mit 1.10.2009 und gilt bis auf Widerruf
source: BFG, Urteil v. 10.6.2010, FINDOK
Und der Oberste Gerichtshof:
Sollte der auf die als Entgeltbestandteil zu qualifizierenden Kosten entfallende Teilbetrag gegenüber dem Nutzungswert im Sinne der zitierten Rechtsprechung nicht ins Gewicht fallen, läge ein Präkarium vor, andernfalls ein (entgeltliches) Mietverhältnis.
source: OGH, 7Ob218/14f, Entscheidungsdatum
10.06.2015
Schließlich ein Juristen-Thread:
Bittleihe oder Präkarium
source: Forum. Jusline.at

Im ursprünglichen Gesetzestext des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches von 1811 (der übrigens immer noch Geltung besitzt), ist vom „Precarium“ die Rede, einem aus dem römischen Recht übernommenen Rechtsbegriff, der vom Wort „preces“, die Bitte, abgeleitet ist und mit der Vorsilbe „prä-“, vor-, die sich hier inzwischen eingeschlichen hat, nichts zu tun hat: ABGB § 974:
Hat man weder die Dauer, noch die Absicht des Gebrauches bestimmt; so entsteht kein wahrer Vertrag, sondern ein unverbindliches Bittleihen (Precarium), und der Verleiher kann die entlehnte Sache nach Willkühr zurückfordern.
source: Allgemeines bürgerliches Gesetzbuch für die gesammten deutschen Erbländer der Oesterreichischen Monarchie (1811)

Koschutnig 19.09.2018


Fand diesen Begriff im Netz zurückreichend bis ins Jahr 880!

Schließlich, und das ist fast noch entscheidender, ist in den seltensten
Fällen Dauerbesitz bezeugt. Die Mehrzahl der Schenkungen war präkarischer
Natur und beließ -dern Schenker, der oft selbst Grundherr war, und
häufig auch seinen Nachkommen das Nutzungsrecht:

Zum Nachlesen:

strukturen der grundherrschaft im frühen mittelalter

www.mgh-bibliothek.de/dokumente/a/a112090.pdf
St_egid 20.09.2018


Ja, nachgelesen. Ist da nicht überaus kurios, dass ein deutscher Univ.-Prof. fürs Mittelalter wie Hans-Werner Goetz, der logischerweise doch massenhaft mit lateinischen Urkunden zu tun gehabt hat (und Präsident der Gesellschaft „Medium Aevum Quotidianum“ in Krems ist), in seiner zitierten Arbeit zur Abtei von St. Gallen bei allen Wörtern des lat. Precariums dieselbe ebenso falsche Schreibung mit „prä-“ anwendet, wie dies in Österreich ziemlich üblich ist?
Das "Precarium" nennt er dabei immer eine "Präkarie" und schreibt von Präkariezins und Präkarieverträgen, von Präkariebesitz und Präkariegut. Die Empfänger einer "Präkarie" bezeichnet er als "Präkaristen", geradeso wie es in Österreich gewöhnlich für Empfänger des Präkariums geschieht, und das Adjektiv zum lat. Precarium schreibt er bei der mehrmaligen Nennung von „präkarischen Schenkungen“ ebenso falsch mit „prä-“, wie dies in Österreich ziemlich üblich ist:
S.] 204, Anm. 27: Dabei wurde auch bereits präkarisch übertragenes Land noch einmal getauscht

S 201: Die Mehrzahl der Schenkungen war präkarischer Natur und beließ dern Schenker, der oft selbst Grundherr war, und häufig auch seinen Nachkommen das Nutzungsrecht

S 221: Bei präkarischen Schenkungen waren die Bauern weiterhin für den bisherigen Grundherrn tätig, nur bei freien Schenkungen galten ihre Dienste fortan dem Kloster. G

S. 226: Die überwiegende Mehrzahl der präkarischen Schenkungen, aber auch eine Reihe von Benefizial- und Tauschgütern war mit einem Zins belegt

S. 230: Wenn Wolfgang Metz kürzlich festgestellt hat, daß präkarische Schenkungen an geistliche Grundherren in der Villikation aufgehen konnten!"; so ist das im Prinzip sicher richtig
source: Hans-Werner Goetz, Beobachtungen zur
Grundherrschaftsentwicklung der Abtei St. Gallen vom 8. zum 10. Jahrhundert.
In „STRUKTUREN DER GRUNDHERRSCHAFT IM FRÜHEN MITTELALTER“ herausgegeben von WERNER RÖSENER (1989)

Koschutnig 20.09.2018


Ist Geben seliger als Nehmen?
Präkariumsgeber gibt’s nämlich und Präkariumsnehmer:


Am 16. bzw. 21. Sept. 2009 wurde zwischen der AGen als „Präkariumsgeber“ und der Beschwerdeführerin als „Präkariumsnehmer“ ein als „Präkarium“ bezeichneter Vertrag abgeschlossen:
PRÄAMBEL
Der Präkariumsgeber hat als gemeinnütziger Wohnbauträger in Y. ein Einkaufszentrum errichtet, welches auch Büroflächen beinhaltet. Zielsetzung dieses ist eine optimale Versorgung der Bevölkerung unter gleichzeitiger Sicherung des wirtschaftlichen Erfolges des Zentrums. (...)
Der Präkariumsgeber räumt dem Präkariumsnehmer hiermit das Recht ein das Lokal Top 6 im Ausmaß von ca. 92,50 m² für den Verkauf von Geschenkartikeln benützen zu dürfen.
source: Bundesfinanzgericht, 10.6.2010, FINDOK, https

Pernhard 29.08.2020



Neuer Kommentar


Melde Dich an und erstelle einen neuen Kommentar.
Anmelden



Facebook   Xing   Twitter

Impressum | Nutzung | Datenschutz

Das Österreichische Volkswörterbuch ist ein Verzeichnis von österreichischen Wörtern. Als Volkswörterbuch stellt es nicht nur die Sprache der Bevölkerung dar, sondern bietet jedem die Option selbst mit zu machen. Derzeit sind über 1400 Wörter im Wörterbuch zu finden und über 10.000 Wörter wurden schon eingetragen.

Österreichisches Deutsch bezeichnet die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und ihres Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich gebräuchlichen bairischen und alemannischen Dialekte.

Im österreichischen Volkswörterbuch gehen wir darüber hinaus und bieten eine einzigartige Sammlung von Dialekten, Austriazismen und generell wichtigen Wörtern in Österreich. Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig. Die Seite unterstützt auch Studenten in Österreich, insbesondere für den Aufnahmetest Psychologie und den MedAT für das Medizinstudium.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Habsburgermonarchie entlehnt. Eine große Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Zusätzlich umfasst ein wichtiger Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich.

Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch zahlreiche zahlreiche regionale Dialektformen, hier insbesondere bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache oft genutzt, finden aber keinen unmittelbaren Niederschlag in der Schriftsprache.

Hinweis: Das vom österreichischen Unterrichtsministerium mitinitiierte und für Schulen und Ämter des Landes verbindliche Österreichische Wörterbuch, derzeit in der 44. Auflage verfügbar, dokumentiert das Vokabular der deutschen Sprache in Österreich seit 1951 und wird vom Österreichischen Bundesverlag (ÖBV) herausgegeben. Unsere Seiten und alle damit verbundenen Seiten sind mit dem Verlag und dem Buch "Österreichisches Wörterbuch" in keiner Weise verbunden.

Unsere Seite hat auch keine Verbindung zu den Duden-Nachschlagewerken und wird von uns explizit nicht als wissenschaftliches Werk betrachtet, sondern als ein Gemeinschaftsprojekt aller an der österreichichen Sprachvariation interessierten Personen.